München, den 23. Januar 2019
Forum Humor und komische Kunst
Machbarkeitsstudie detailliert Konzept und empfiehlt Standort Viehmarktbank
Der Förderverein Forum Humor und komische Kunst e.V. hat mit Unterstützung der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern eine Machbarkeitsstudie für ein Haus der Komik in München vorgelegt. Autor der Studie ist der Ausstellungsmacher und Kurator Stefan Iglhaut, Berlin, der lange in München gelebt hat.
Die Initiative für ein Forum Humor und komische Kunst plädiert dafür, in München eine multidisziplinäre Einrichtung zu schaffen, in der es Ausstellungs- und Aufführungsorte für die Künste ebenso gibt wie ein Angebot zur Aus- und Weiterbildung in den unterschiedlichen Sparten der Komik, eine Humorakademie mit Kursen und Seminaren, in der auch praktische
Anwendungen von Komik im sozialpädagogischen und medizinischen Bereich eine Rolle spielen.
Fundament des Vorhabens: die Komik-Szene in München und Bayern
Humor als Lebenseinstellung, Komik und Satire als künstlerische Ausdrucksformen gehören zur kulturellen Identität Münchens und Bayerns. Die Traditionen der Komik sind ein großer Reichtum, aus dem eine lebendige heutige Szene des Kabarett, der Filmkomödie, der Musik, des Comic und Cartoon und der Literatur schöpft. Vom „Kasperlgrafen“ Franz von Pocci bis zum ersten politischen Kabarett der Elf Scharfrichter, vom Derblecken auf dem Nockherberg bis zum absurden Theater von Karl Valentin und Liesl Karlstadt – die Formate des Komischen sind vielfältig und oft im bayerischen Dialekt verwurzelt. Dieter Hildebrandt
und Sammy Drechsel gründeten hier 1956 die Münchner Lach- und Schießgesellschaft. Das komische Multitalent Loriot lebte und arbeitete am Starnberger See und der Filmemacher Helmut Dietl schickte seinen ewigen Stenz Monaco Franze auf Streife.
Jörg Hubes anarchische Kabarett-Figur Herzkasperl ist unvergessen und lebt fort im Herzkasperl-Zelt auf dem Oktoberfest. Mit den Volksbelustigungen auf dem Oktoberfest, das seit 1810 auf der Münchner Theresienwiese stattfindet, seit dem Jubiläum 2010 zusätzlich mit der nostalgischen „Oidn Wiesn“, haben auch die Vergnügungsangebote der Schausteller eine besondere Tradition. Und 100 Jahre Circus Krone heißt auch 100 Jahre WeltklasseClowns.
In diesem kulturellen Umfeld blüht die Komik nicht nur in München, sondern im ganzen Umland: München und Bayern sind Hochburgen der Film- und Theaterkomödie, des Crossover von neuer Volksmusik, Kleinkunst und Kabarett, der Wirtshaus- und
Comedybühnen, des Comic und der Karikatur bis zur Street Art und nicht zuletzt des bayrischen Sprachwitzes und Sprachspiels in der Literatur und in allen Medien.
München ist Deutschlands Humor-Hauptstadt.
Die Komik-Szene hat zwar viele Orte und Akteure in München und Bayern, aber kein spartenübergreifendes Haus, das als Ausstellungs- und Veranstaltungsort, als Treffpunkt und Plattform der komischen Kunst dient. Das lebendige Umfeld der
künstlerischen Komik-Szene mit Kreativen in allen Sparten ist die eigentliche Motivation für das Vorhaben, in München ein Haus des Humors ins Leben zu rufen – zahlreiche Künstlerinnen und Künstler gehören bereits zum Unterstützerkreis des Forums, angeführt von Gerhard Polt. Einen solchen Ort der lebendigen Präsentation aller Formen des Komischen und ihrer Protagonisten gilt es in München zu etablieren, einen Ort, mit dem sich Künstlerinnen und Künstler und das Publikum gleichermaßen identifizieren und an dem sich die aktuelle Komik-Szene in all ihren Spielarten zu Hause fühlt. Die Komik-Szene Münchens und Bayerns und ihre Eigenart sind der Dreh- und Angelpunkt des Forums Humor und komische Kunst. Gleichzeitig sollen überregionale und internationale Künstlerinnen und Künstler präsentiert werden, um Traditionen und Einflüsse aufzuzeigen.
Künstlerinnen und Künstler sollen in eine Akademie der komischen Kunst berufen werden, um auf allen Ebenen in die Gestaltung und die Programme des Forums einbezogen zu werden, in Ausstellungen, Veranstaltungen und Fortbildungsangebote. Dabei darf die althergebrachte Unterscheidung von Hochkunst und Gebrauchskunst keine Rolle mehr
spielen. Vielmehr strebt die Vermittlungsarbeit des Forum Humor und komische Kunst eine Vermischung der Genres und der medialen Formen der komischen Kunst an und darüber hinaus auch wissenschaftliche Zugänge zum Komischen. Soziale Aktivitäten unter dem Schlagwort „Humordienstleistungen“ ergänzen das künstlerische Programm.
Was machen die anderen?
Unter den bestehenden Einrichtungen, die sich der komischen Kunst widmen, sind auf Karikatur und Zeichenkunst spezialisierte Häuser oder Museen, die sich einer einzigen Künstlerpersönlichkeit widmen. Erst 2018 wurde das ambitionierte National Comedy Centern Jamestown im US-Bundesstaat New York eröffnet. Das Museum bietet auf einer Fläche von 12.000 qm und mit einem Investitionsvolumen von 50 Mio US-Dollar eine familienorientierte, spielerische Ausstellung zum Thema American Comedy, ergänzt durch eine Stand-up-Lounge mit Live-Darbietungen und kleinere Bühnen zum Ausprobieren komödiantischer Fähigkeiten.
Ein integratives Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm der Komik, unter Mitwirkung von Künstlern aller Sparten, ist aber international nicht zu finden. Hier liegt die besondere Chance für die geplante Einrichtung in München. Es wäre nicht nur in
Deutschland einmalig.
Aktivitäten des Forums
Das Forum Humor und komische Kunst startet mit einem Konzept, das von den herkömmlichen Gründungsanlässen klassischer Museen abweicht – es baut seine inhaltliche und organisatorische Ausrichtung nicht auf einem gegebenen Sammlungsbestand auf, sondern auf einem ganzheitlichen Ausstellungs-, Veranstaltungs-, Fortbildungs- und Dienstleistungskonzept. Dieses wird in einem Netzwerk von Künstlerinnen und Künstlern und in Kooperation mit bestandshaltenden Einrichtungen jeder Art realisiert.
Der allmähliche Aufbau einer eigenen Sammlung ist vorgesehen, bildet aber nicht das Herzstück der Einrichtung. Die Dauerausstellung soll in einer dynamischen Abfolge von Szenenwechseln entstehen, das heißt, Teile der Ausstellung werden in unterschiedlichen Rhythmen laufend erneuert. Neben einer Filmbox, die unter dem Motto „Der ganze Film“ steht und für Gruppen von ca. 30 Personen Klassiker der Filmkomödie präsentiert, wird es einleitend einige Themenkapitel geben. Warum lachen wir, und was passiert mit uns, wenn wir Lachen? Lachen auch Tiere? Wie funktioniert ein Witz? Wo sind die Grenzen der Komik? So lauten die hier gestellten Fragen, die originell gestaltet mit Angeboten der Publikumsbeteiligung aufgeschlüsselt
werden.
In einem Teilbereich „Lachen ist die beste Medizin“, der in Zusammenarbeit mit Eckart von Hirschhausens Stiftung Humor hilft Heilen entwickelt wird, geht es um die Bewegung, Humor therapeutisch einzusetzen, mit Komik-Künstlern in Krankenhäuser, Altenheime und Palliativstationen zu gehen und damit Lebensfreude zu schenken und Heilungschancen zu verbessern. Diesen Bereich will das Forum auch selbst als „Humordienstleistungen“ ausbauen.
Im Zentrum der etwa 600 qm großen Dauerausstellung stehen Werkzyklen und Portraits von Künstlerinnen und Künstlern. Klassiker wie heutige Protagonisten werden hier ebenso präsentiert wie berühmte Clowns, Universalisten wie Loriot, Otto Waalkes und Gerhard Polt ebenso wie die Stars der Comedy, die ihre Fangemeinden heute auch auf Youtube und
Twitter pflegen, wie Monika Gruber, Constanze Lindner, Hazel Brugger, Martin Frank und Harry G oder Comic-Zeichner wie Flix und Katharina Greve. Für den Nachwuchs der Brettlszene in Bayern soll das Forum eine Bühne sein, ob im Bereich des Musikkabaretts oder der Stand-up-Comedy. Kooperationen mit dem BR und vielleicht auch Pro 7/Sat 1 sorgen für eine breite Streuung.
Neben den Künstlerinnen und Künstlern des deutschsprachigen Raums werden internationale Größen gewürdigt, ebenfalls nach und nach im Szenenwechsel: Filmgrößen wie Charlie Chaplin oder Jacques Tati. Wechselausstellungen widmen sich Komik und
Erotik oder Komik in der Werbung, die erste Sonderausstellung soll sich um „Derbleckt am Nockherberg“ drehen.
Ein tägliches Veranstaltungsprogramm auf der Café-Bühne des Forums und auf dem Vorplatz, Führungen und Gespräche mit Künstlerinnen und Künstlern und eine Lange Nacht der Komik in München und im Umland sorgen laufend für Auftrittsmöglichkeiten. Ein Festival der Filmkomödie soll in den Sommermonaten auch mit Open-Air-Spielstätten
realisiert werden.
Die Akademie der komischen Kunst bietet ganzjährig Seminare, Workshops und Fortbildungskurse in allen Sparten der Komik an. Und schließlich soll ein Dienstleistungsbereich zur Vermittlung von Komik-Künstlern an soziale Einrichtungen und von Künstlerinnen und Künstlern aller Sparten der komischen Kunst an Veranstalter, Gastronomie, Schulen oder Firmen aufgebaut werden.
Der Shop ist nicht als reine Buchhandlung angelegt, sondern als eine Mischung aus Merchandising-Laden und Spezialbuchhandlung zur komischen Kunst. Der Shop des Forums kann Qualitäten einer Kunsthandlung annehmen, in dem Originalzeichnungen, lustige Keramikfiguren, Unikate, signierte Auflagen von Drucken, Künstlerbücher, Editionen
u.v.m. für Sammler und Liebhaber angeboten werden.
Mehr Infos:
Reinhard G. Wittmann, wittmann@forum-humor.de