Zum Hauptinhalt springen

„Humor und Medizin“ auf Schloss Höhenried am 9. Mai 2025.

Gute, heitere Stimmung, spannende, lebendige Vorträge, ein abwechslungsreiches Programm mit breitem und vielfältigem Themenspektrum – so lässt sich unsere Tagung „Humor und Medizin“ am 9. Mai auf Schloss Höhenried kurz und prägnant zusammenfassen.

Mit Stephen Aita, Chefarzt der Abteilung Psychosomatik in der Klinik Höhenried, und Prof. Dr. Dr. Berend Feddersen (Ludwig-Maximilians-Universität München) als Kooperationspartner haben wir diese Tagung organisiert und durchgeführt. Über 100 Personen hatten sich angemeldet und, so viel dürfen wir nach den sehr positiven Rückmeldungen sagen, sie haben den Tag wie auch wir als Veranstalter sehr geschätzt und genossen.

Schon das Grußwort von Dr. Eckart von Hirschhausen war humorvoll; seine Mitarbeiterinnen Maria Bley und Lea Böttger gaben einen Überblick über die Arbeit der von ihm gegründeten Stiftung „Humor hilft heilen“ (HHH). Über 12.000 Clowns-Visiten, mehr als 1.800 Humortrainings für Pflegeschüler und Pflegeteams und wissenschaftliche Evaluationen zur heilsamen Wirkung des Humors sind eine beeindruckende Bilanz. Clowns seien die Joker der Zuwendung, sie knüpfen vorsichtig Verbindungen zu Patientinnen jeden Alters und begleiten Kinder bis in den OP. Humortrainerin Mirjam Avellis führt als ausgebildete Clownin Humortrainings für die Stiftung HHH durch und berichtete aus ihrer Praxis. Ziel sei es u. a., bei Pflegenden einen Perspektivwechsel herbeizuführen, Dinge in anderem Licht zu sehen, eine gesunde Distanz zu entwickeln und gut für sich selbst zu sorgen, um der Belastung des Alltags besser standhalten zu können. Zum Thema „Real oder digital – die Kraft der menschlichen Begegnungen“ wurden zwei Clowninnen live zugeschaltet und es war beeindruckend zu sehen, wie der Funke auch von der Leinwand aufs Publikum überspringen kann, wenn man die hohe Clowns-Kunst beherrscht.

Udo Berenbrinker, Leiter der Tamala Clown Akademie Konstanz, verteilte gleich zu Beginn seines Vortrags „Der Humor und die Komik des Clowns“ rote Clowns-Nasen an das Publikum, das daraufhin begeistert das Clowns-Leben ausprobierte (Foto). Clowns und Clowns-Nasen – die kleinste Maske der Welt – gibt es in jeder Kultur und in jedem Land. Nur die Nazis haben Clowns verboten. Ungewöhnliche Dinge zu tun, das sei die Aufgabe jedes Clowns. Ein Clown sei dazu da, anderen Freude zu schenken, nie dürfen seine Aktionen daher auf Kosten anderer gehen. Als Clown definiere er HUMOR daher mit den Begriffen H=Heiterkeit, U=unerwartet, M=menschlich, O=Offenheit und R=Respekt. Ein Clown kann Gefühle durch Übertreibung ausdrücken. Auch Cartoons basieren oft auf Übertreibungen. Ein Clown kann anderen auch beibringen, Freude zu aktivieren. Nach zwei Jahren Clowns-Ausbildung an der Tamala Akademie wird man nicht mehr dieselbe Person sein. „Man wird einsamer, denn man akzeptiert nicht mehr alles“, so Berenbrinker.

Prof. Dr. Soheyl Noachtar (ehem. Leiter des interdisziplinären Epilepsie-Zentrums München (LMU) erklärte, warum Menschen bei epileptischen Anfällen lachen. Epileptische Lachanfälle sind bereits aus babylonischer Zeit dokumentiert. 1756 definierte der britische Arzt Robert Whytt die „Mirth Seizure“ (Lachanfall). Epilepsie und dadurch hervorgerufene Lachanfälle würden oft verkannt, sie können die kindliche Entwicklung stören, denn die Verdrahtung im Gehirn wird durch die Anfälle gestört. Im Erwachsenenalter kann Epilepsie u. a. zu sozialen Konflikten führen. Ursache einer Epilepsie kann z. B. ein hypothalamischer Tumor (Hamartom) sein. Lachanfälle bei Epilepsie seien gut behandelbar, etwa durch Medikation. Zur Behandlung epileptischer Anfälle stehen ansonsten zusätzlich Diät (wirksam bei speziellen Epilepsie-Syndromen), Chirurgie und Psychotherapie zur Verfügung. Noachtar berichtete über gute Erfolge durch Operationen am Gehirn, die die Mehrzahl der Patientinnen und Patienten anfallsfrei machen und er machte klar, dass diese OPs so früh wie möglich erfolgen sollten, um die Entwicklung von Kindern nicht zu behindern.

Zum Thema „Manie und Humor“ sprach PD Dr. Florian Seemüller, Chefarzt der kbo-Lech-Mangfall-Klinik Garmisch-Partenkirchen und Peißenberg. In Deutschland seien 800.000 Menschen an einer Bipolaren Störung I oder II (Manie) erkrankt, 50 Prozent seien unbehandelt, denn Behandlungsbereitschaft und Krankheitseinsicht seien meist gering. Eine Manie gehe u. a. einher mit übersteigertem Hochgefühl und Risikoverhalten. Seemüller spielte als Beispiel eine Sequenz aus dem Film „Silver Linings“ ein, in der Bradley Cooper einen an bipolarer Störung leidenden Mann spielt. www.youtube.com/watch?v=Vyq3eN0DUU0

Humor sei ein therapeutisches Element bei der Behandlung einer bipolaren Störung; allerdings sei es wichtig, das man mit und nicht über den Patienten lacht: Dazu brauche es ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen der Therapeuten, denn die individuelle Situation des Patienten sei entscheidend für die richtige Humordosis. Das Verständnis der empfangenden Person stehe über dem Humorgenuss der sendenden Person. Seemüller wies auch noch auf die Gefahren des Drogenkonsums vor dem 21. Lebensjahr hin. In jüngerem Alter könne bei Drogenkonsum ein erhöhtes Risiko bestehen, eine bipolare Störung zu entwickeln. Bettina Schipping sorgte mit ihrer Medizin-Cartoonshow für viel Heiterkeit und Lachen. Unter dem Titel „Lassen Sie mich durch, ich bin ein Witz!“ kommentierte sie ihre wunderbaren Cartoons kurzweilig und erfrischend – und berichtete, wie sie oft aus selbst erlebten Situationen und Befindlichkeiten heraus entstehen. Warum lachen wir eigentlich? Dr. Hugo M. Neimau, der zu dieser Frage über die neuronalen Mechanismen des Humors dozieren sollte, entpuppte sich bald als falscher Experte und Zauberkünstler Thomas Fraps. Der Ex-Physiker und Comedian war zum Abschluss eine herz- und hirnerfrischende Bereicherung für unsere Tagung. Warum wir lachen, wussten nach diesem Vortrag alle und waren zudem auch noch verzaubert.

@Bettina Schipping

Die Tagung fand vor traumhafter Kulisse in den wunderschönen Räumen von Schloss Höhenried statt. In den Pausen hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Gelegenheit, von der Terrasse aus die weitläufige Landschaft und den Blick zum Starnberger See zu genießen. Die Klinik Höhenried hat für ein wunderbares Catering gesorgt, was dem Tag einen weiteren dicken Pluspunkt hinzugefügt hat. Vielen Dank den Gastgebern, insbesondere Chefarzt Stephan Aita und seinem Team! Ein großer Dank geht auch an Prof. Dr. DDr. Berend Feddersen für die Unterstützung bei der inhaltlichen Vorbereitung. Fazit: Praxisnahe Einblicke über wissenschaftliche Erkenntnisse bis hin zu humoriger Unterhaltung – ein wirklich abwechslungsreiches Programm, das beim Publikum sehr gut ankam. Hier einige Stimmen: „Wir haben sehr viel mitgenommen. Danke für die gute Organisation.“ „Das war so Klasse!“ „Es wäre ein Malheur, wäre ich nicht bei dieser Tagung gewesen, so hilfreich! Und das Essen war auch sensationell.“