Mit einem Augenzwinkern

Geprägt, so sagt Julian Opitz, wurde er von seinem Vater Heinz Birg, der auch als Karikaturist tätig ist und beispielsweise für die Süddeutsche Zeitung gezeichnet hat. „Zwar war ich bei ihm nie ‚in der Lehre‘. Aber seine Art, Dinge stets mit einem kritischen und einem zwinkernden Auge zu sehen, hat er mir zweifellos vermittelt“, erklärt der Karikaturist Opitz.

Nach  einem Studium der Kommunikationswissenschaft sowie mehreren Stationen in der Agentur- und Werbebranche ist Julian Opitz heute als freiberuflicher Konzeptioner und Illustrator tätig. Im Interview hat er uns zum Beispiel verraten, dass er ein leidenschaftlicher Beobachter ist und was für ihn die Welt ohne Humor wäre.

Julian Opitz, geboren 1982, lebt und arbeitet in seiner Heimatstadt München.

„Ich zeichne liebend gerne Weißwürste“

Forum Humor: Worauf achten Sie beim Zeichnen einer Karikatur?

Julian Opitz: Ich versuche, möglichst schnell auf den Punkt zu kommen, Charaktere und Sachverhalte zu verdichten, ohne Beiwerk. Zeichnerisch liegt mir das kurze Schlagwort mehr als die lange Erzählung. Neben diesen inhaltlichen Vorlieben gibt es natürlich auch technische Aspekte, die mir wichtig sind. Klare Außenlinien zum Beispiel oder die Kreuzschraffur für dunkle Bildbereiche.

Antworten Sie, wenn möglich, mit einer Zeichnung: Wo lassen Sie sich inspirieren?
"Homozentrisches Weltbild", von Julian Opitz.

Mit Ihren Mischwesen karikieren Sie politische Stereotype, kommentieren Alltagserfahrungen und geben satirische und kritische Stoßrichtungen: 

Wie genau gelingt dies?
Ich bin ein leidenschaftlicher Beobachter und sammle fortlaufend Eindrücke. Auch bestimmte Wörter und Formulierungen behalte ich im Hinterkopf. All diese kleinen Bausteinchen kombiniere ich dann so lange bis es „Klick“ macht.
Wie entsteht mit einer Zeichnung ein Kommentar zum Geschehen? 

Alle meine Zeichnungen entstehen auf die beschriebene Weise. Wenn es mir besonders wichtig erscheint, zu aktuellen Geschehnissen Stellung zu nehmen, dann arbeite ich natürlich mit besonderem Hochdruck an einer entsprechenden Lösung. Da werden dann im Eiltempo Notizbuchseiten gefüllt, bis eine Bildidee Hand und Fuß hat.

Gibt es beim Witz / bei Karikaturen Grenzen? Etwas, worüber Sie nicht zeichnen?

 

Absolut. Karikaturen dürfen mit ihren Protagonisten – gerne auch scharf – ins Gericht gehen. Platte Beleidigungen, Häme oder Herabwürdigung sind aber tabu. Grundsätzlich sollte Karikatur immer nach oben zielen und nie nach unten treten. Themen, mit denen sich jegliche Auseinandersetzung verbietet, kommen mir aber spontan nicht in den Sinn.

Was zeichnen Sie am liebsten?

Ich zeichne liebend gerne Weißwürste. Sie funktionieren einfach wunderbar als Projektionsfläche für Bayern und alles Bayerische: in Maßen ein Genuss, im Übermaß nur schwer verdaulich. Zudem gibt es einige Tiere, an denen ich einen besonderen Narren gefressen habe. Wildschweine zum Beispiel.

Welche Ihrer Zeichnungen kam am besten beim Publikum an?
Ein echtes Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der „Bavarian Beauty“, dem
„Käffchen“ und „Dark by Tradition“:
"Bavarian Beauty"
"Käffchen"
"Dark by Tradition"
Auf Ihrer Website steht: „Humor ist kennzeichnend für nahezu all seine mit Tusche und Buntstift aufs Papier gebrachten Arbeiten“:
Was wäre die Welt ohne Humor?
Das möchte ich mir gar nicht ausmalen.
Wie würden Sie Ihren Humor beschreiben?
Vorwitz, Wortwitz und Treppenwitz mit einer ordentlichen Portion Selbstironie.